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Predigt zum Auftaktgottesdienst von Pastor Dr. Meisiek an der Köhlerhütte (09.09.2018)

12.09.2018

Predigt zum Auftaktgottesdienst von Pastor Dr. Meisiek an der Köhlerhütte
Liebe Gemeinde,

ein guter Geist im Haus macht es einladend und freundlich. Wir denken dabei an eine umsichtige Gastgeberin, die ihren Gästen nicht nur ein sauberes Tischtuch auflegt, bequeme Sitzgelegenheiten anbietet, etwas Schmackhaftes auf den Teller legt.
Wir können auch daran denken, wie ein guter Geist sich an einer solchen Tischgemeinschaft zeigt, indem einer dem anderen reicht was er nötig hat. So kommt eine gute Unterhaltung auf, an der alle teilhaben.Wo ein guter Geist die Gemeinschaft prägt, da gehen wir gerne hin. Wo gibt es noch solches Leben im guten Geist?

Er ist hier in der Kirchengemeinde Coppengrave zu Hause. Ich frage mich nur, ob wir als Christi Botschafter auf Erden diesen rechten Geist unseres Glaubens so pflegen, dass er auch außerhalb der Kerngemeinde sichtbar und erlebbar wird.
Paulus unterscheidet das Leben im Geist vom Leben im Fleisch. Das erstere ist das den Christen gemäße, das andere gilt als unangemessen, ja maßlos. Der Geist, von dem ein Mensch beseelt ist, prägt auch sein Handeln. Ein Missverständnis sei gleich ausgeräumt, Paulus meint mit Fleisch nicht nur Leiblichkeit. Es ist nicht so, dass alles was den Leib betrifft, z. B. das Geschlechtsleben negativ sei und alles, was ein Mensch geistig tut gut sei. Das Leben im Geist ist vom Leben im Fleisch nicht so einfach zu unterscheiden wie die platonische, geistige Liebe von der körperlichen Liebe einer guten Partnerschaft. Fleisch ist bei Paulus alles, was der Gottheit Gottes und seines Sohnes Jesu Abbruch tut. Wir sprechen ja nicht umsonst von einem guten Geist, der eine Familie, eine Gemeinschaft, einen Verein prägt, z, B. wenn sie friedlich und gewaltlos ihre Ziele verfolgt. Gerade für uns als Christenmenschen, als Menschen, die die sichtbare Kirche darstellen, ist nichts wichtiger, als das: wie leben wir unser Christsein im Alltag?

Paulus schreibt: Wenn wir im Geist leben, dann lasst uns auch im Geist wandeln. Ein Christ der lebt wie alle Welt wird nicht ernst genommen, ja erscheint lächerlich oder gar heuchlerisch. Christen sind wir mit Leib und Seele oder wir erscheinen der Welt Heuchler.

Es gibt ein Lied von Paul Gerhardt, dem wir ja auch das schöne Sommerlied "Geh aus mein Herz und suche Freud" oder das bekannte "Befiehl du deine Wege" verdanken.
Es ist das Pfingstlied "Zieh ein zu deinen Toren" Nr. 133 im evangelischen gesangbuch. Es setzt für das das Leben im Geist drei gut erkennbare und nachvollziehbare Maßstäbe:

1..vom Geist des richtigen Betens
Paul Gerhardt dichtet in der 5. Strophe; "Du bist ein Geist der lehret, wie man recht beten soll." Jesus sagt dazu als er seinen Jungem das "Vaterunser" beibringt Mt 6, dass wir nicht vor den Leuten beten sollen wie der Pharisäer, der Gott dankt, dass er nicht so ein Betrüger und Gauner ist wie der Zöllner, der neben ihm steht. Wir sollen viel mehr still für uns beten ungesehen von de« Leuten, aber gehört von Gott. Wir können uns Gott als Vater ganz unmittelbar anvertrauen, denn wir haben es nicht nötig, andere vor Gott herabzusetzen, um selbst besser zu erscheinen. Wer nicht viel plappert wie die Helden, sondern sich ehrlich vor Gott bekennt als der der er ist, der betet recht. "Gott sei mir Sünder gnädig", so demütig betet der Zöllner, der neben dem selbstgerechten Pharisäer steht. Kurz und knapp wie das Vaterunser "vergib mir meine Schuld, wie auch ich vergebe meinen Schuldigern". Von diesem guten Geist des richtigen Betens will ich auch mich leiten lassen.

2. vom Geist der Freude
Paul Gerhardt interpretiert den pfingstlichen Geist der die Kirche erneuert so (Strophe 6): "Du bist ein Geist der Freuden, von Trauern hältst du nichts, erleuchtest uns im Leiden mit deines Trostes Licht". Der Dichter ist kein Kind des Karnevals und hat im Zeitalter des 30jährigen Krieges kein leichtes Leben gehabt. Dennoch lässt er sich vom Geist der Freude auch in Leiden trösten. Innere Stärke gewinnen auch wir immer dann, wenn wir Krankheiten und Kummer mit Haltung begegnen.
Jesus sagt in seinen Abschiedsreden seinen Jüngern: Ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Mit dem Wiedersehen bei Gott trösten wir uns bei Abschieden an Gräbern und Paulus betont in unserem Predigtext; Wer auf den Geist sät, der wird das ewige Leben ernten.

3. vom Geist der Liebe
Paul Gerhardt dichtet; "Du bist ein Geist der Liebe, ein Freund der Freundlichkeit, willst nicht dass uns betrübe Zorn, Zank, Hass, Neid und Streit."
Paulus weiß ein Lied zu singen vom Zank, Hass, Neid und Streit, der auch den frühen Christengemeinden z. B. in Galatien, einer Landschaft in der heutigen Türkei, an die er den Galaterbrief gerichtet hat; Lasst uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden, Wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest.
Zorn packt auch mich, wenn ich sehe, wie ungeistlich es manchmal in der sichtbaren Kirche zugeht, wie lieblos wir einander behandeln, obwohl wir es doch besser wissen können. Das macht die missionarische Sendung der Kirche unglaubwürdig. Wenn wir Zeugen des wahren Christusglaubens sind, dann ist es das Band der Liebe, das die Wunden heilen kann, die Neid und Geltungsdrang hervorrufen. Anstatt meinen Nächsten so zurechtweisen, dass er sich wie mit einem nassen Waschlappen kalt erwischt fühlt, helfe ich ihm in die Wahrheit des christlichen Geistes wie man einem anderen in den Mantel hilft.
Es kommt darauf an, dass wir uns nicht von einem bösen Geist leiten lassen, um vermeintlich Gutes zu tun, sondern mit friedlichen, fairen, schlicht guten geistlichen Methoden unser Leben in der christlichen Gemeinde gestalten. Damit können wir die Kirche erneuern, so wie der Geist von Pfingsten die Kirche erst gegründet hat. Den guten Geist brauchen wir überall in unserer Kirche, in der Politik und überall da wo Menschen etwas gemeinsam aufbauen wollen. Wenn wir so leben im guten Geist, dann merken alle, die Gottes Kinder erleben, sein Haus betreten, sich hier unterweisen und mitnehmen lassen, der Geist der Freude, der Liebe und des richtigen Betens ist hier in der Kirche zu Hause.
Paulus möge das letzte Wort haben: solange wir noch Zeit haben, lasst uns Gutes tun an jedermann.
Amen.
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