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Hoffnungsbrief Nr. 39

Eingang: 17.12.2020, Veröffentlicht: 17.12.2020

Hoffnungsbrief Nr. 39
Liebe Gemeinde!

Die erste Krippenspielprobe des Jahres, in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung. Die drei Türen, hinter denen die Wirte ihren Platz finden sollen, stehen bereit. Langsam trudeln die ersten Darsteller ein. Ein Rollifahrer fährt zielsicher auf eine der Türen zu. Ich ziehe die Tür noch ein Stück nach vorne, damit er genug Platz hat. Von seinem Rolli aus kann er gerade so durch das ausgesägte Türfenster hinausschauen. “Wollen Sie einen Wirt spielen?” frage ich. Der Mann nickt. “Dann können wir schon mal üben!” sage ich und klopfe an die Tür. “Klopf, klopf, klopf! Ist hier ein Zimmer frei?” Der Mann schaut mich durch das Fenster an und strahlt. “Ja!” ruft er begeistert. “Nein!”, kläre ich ihn auf. “Es muss Nein heißen. Nein, es ist kein Zimmer frei.” Ich starte einen neuen Versuch. “Klopf, klopf, klopf! Ist hier ein Zimmer frei?” Wieder ist die Antwort ein erfreutes “Ja!” Mit seinem Lächeln und den ausgebreiteten Armen drückt sein ganzer Körper ein freundliches Willkommen aus: Ja, hier gibt es einen Platz für dich! Ja, hier bist gewollt!

Das einladende “Ja” dieses besonderen Wirtes klingt immer noch in meinem Herzen, auch in dieser Adventszeit, wo es keine Krippenspielproben gibt und wahrscheinlich auch kaum einen Heiligabendgottesdienst. Wir sind im Lockdown, mal wieder, und nach Ostern wird auch das Weihnachtsfest in diesem Jahr anders als erhofft. Kein “Oh du fröhliche”, das wir gemeinsam in die dunkle Nacht hinaussingen … bei dem Gedanken wird mir schwer ums Herz. Lockdown - das englische Verb “lock” heißt abschließen, versperren. Und so kommt es mir auch vor: dass viele Wege versperrt sind im Moment. Und die Antwort auf die Frage, ob dies oder das vielleicht doch gehen würde, hat sich in den letzten Tagen bei vielen von einem vorsichtigen “Ja” zu einem traurigen “Nein” gewandelt. So viele Kranke, so viele Gestorbene-wir wollen unseren Teil dazu beitragen, dass die Zahlen runtergehen, auch wenn es uns schwer fällt, auf Gottesdienste zu verzichten.

“Macht hoch die Tür, die Tor macht weit” so singen wir in einem Adventslied - und manch einer
würde heute vielleicht sagen: Würdìch ja gerne, darf ich aber nicht. Türen sind verschlossen - von Geschäften, von Kultureinrichtungen, von Gemeindehäusern; von Fitnessstudios und Friseuren. Existenzen stehen auf dem Spiel und jeder, jede hat an eigenen Sorgen und Ängsten zu tragen. Aber trotzdem geht zu Weihnachten auch eine Tür auf, eröffnet sich in der Heiligen Nacht ein neuer Horizont. Ob es in unseren Herzen Weihnachten wird, entscheidet sich nicht im Kanzleramt und nicht in den Ladenstraßen, sondern diese Entscheidung liegt allein bei uns.

“Mein Herzentür dir offen ist” - so heißt es in dem Adventslied, und diese Tür darf offen bleiben, auch im Lockdown. Sie darf offen bleiben für die Menschen, die nach einer offenen Tür suchen, und sie darf offen bleiben für die gute Nachricht, die wir auch in diesem Jahr feiern - anders sicher als sonst, aber hoffentlich nicht weniger innig: dass Gott als Kind in diese Welt hinein geboren wird, damit es alle erfahren: Bei ihm gibt es keine versperrten Türen. Sein “Ja” zu uns Menschen steht fest, und die Weihnachtsglocken werden es in die Welt hinaus tragen, auch in diesem Jahr.

Herzlichst, ihre Zwischenzeitpastorin
Anne-Christin Ladwig
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